Vorsorge-Tipps vom Datenschutzexperten

Hundertprozentige Sicherheit ist utopisch

GUNZENHAUSEN – Datensicherheit - das bedeutet nicht nur, aktuelle Virenscanner  und Systemupdates aufzuspielen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Medienwelten von Stadt- und Schulbücherei und Bürgernetzverein forderte der Datenschutz-Experte Joachim Hader: „Bleiben Sie Herr über Ihre Daten“. Er warnte vor Trojaner-Angriffen und Datendiebstahl und plädierte dafür, beim Herunterladen von Programmen und Apps nicht allzu sorglos Zugriffsrechte auf personenbezogene Daten oder Bewegungsdaten zu erlauben.  

Seit 30 Jahren arbeitet der Langenaltheimer Diplom-Ingenieur Joachim Hader im IT-Management – lange Zeit beim Versandhaus Quelle, später beim Media-Saturn. Als selbstständiger Datenschutzberater übernimmt er in vielen Betrieben die Funktion des Datenschutzbeauftragten, zudem ist er als Sachverständiger für EDV und digitale Forensik tätig.  

Der Vorsitzende des Bürgernetzvereins Martin Bosch und Büchereileiterin Carolin Bayer hatten in diesem Frühjahr mit ihren drei Vortragsangeboten  der Medienwelten-Reihe dreimal ins Schwarze getroffen und freuten sich besonders beim letzten Thema „Computerkriminalität und Datenschutz – ein Sicherheits-Check mit Vorsorge-Tipps“ über die zahlreichen Zuhörer.  

Computerkriminalität ist derjenige Bereich der organisierten Kriminalität, der den meisten Gewinn abwirft. Wie Joachim Hader berichtete, würden  Firmen oder Privatpersonen mit der Drohung erpresst,  Computersysteme, Webauftritte oder Internetshops lahmzulegen oder zu manipulieren. Es gebe Pishing-Attacken zum Abgreifen von Passwörtern, die für Online-Konten verwendet werden. Verbreitet sei auch die Übernahme der Kontrolle über einen PC, Tablet oder Smartphone und Nutzung innerhalb eines illegalen Botnetzes. Ist der eigene Computer mit Schadsoftware infiziert, kann er von außen gesteuert werden. Botnets werden zur Lahmlegung von Internetauftritten verwendet, zum Versenden von Spam-Mails oder auch als Datenspeicher für illegale Netzinhalte.

Eine 100-prozentige Sicherheit gegen kriminelle Angriffe im Netz kann es laut Joachim Hader nicht geben. Erste wichtige Schutzmaßnahmen sind regelmäßige Systemupdates, die Verwendung eines regelmäßig aktualisierten Virenscanners und ein Firewall. Für Computer mit dem Betriebssystem Windows XP gibt es ab April 2014 keine Systemupdates mehr. Spätestens im Juni 2014 ist für Joachim Hader ein solcher Computer mit einem Schrottwagen vergleichbar: Trojaner-Angriffen wäre dann Tür und Tor geöffnet. XP-Nutzern rät Hader, die Hardware auszutauschen oder ein neues Betriebssystem zu installieren. Passwörter sollten möglichst lang sein, Zahlen und Sonderzeichen enthalten.  

Beim Smartphone machen sich - so der Referent  - Schadprogramme breit, die entweder Passwörter auslesen oder SMS auf kostenpflichtige Rufnummern versenden. Online-Banking mit dem Handy – davon sollte man nach Ansicht des Referenten die Finger lassen.

Smartphone-Nutzer sollten unbedingt eine PIN und einen Passcode verwenden und zudem folgende Tipps berücksichtigen: Unter Einstellungen-Datenschutz-Ortungsdienste kann man festlegen, welche App grundsätzlich Zugriff auf den eigenen Standort hat. Standortdienste, die nicht benötigt werden, besser ausschalten.

 

Sicherheitstechniken sollte man nicht aushebeln und regelmäßig Softwareupdates installieren. Das Thema Datensicherung sollte man auch beim Smartphone nicht ausklammern. Wichtige Daten also zusätzlich entweder am PC, auf einer SD-Karte oder in einer Cloud speichern.

Apps sollten nicht wahllos heruntergeladen werden – so der Rat des Datenschützers. Die Zugriffsrechte, die die App einfordert, sollten geprüft werden. Bei Verlust des Smartphones unverzüglich die SIM-Karte sperren lassen. Bei Apple kann man das iPhone aus der Ferne zurücksetzen, orten oder sperren lassen.  

Übrigens: Nicht nur PC, Smartphone oder Tablet sind von Computerkriminalität betroffen. Joachim Hader sprach hier vom „Internet der Dinge“, beispielsweise Smart-TV oder Haustechnikanlagen, die mit dem Smartphone gesteuert werden können. Hier stecke der Datenschutz oft noch in den Kinderschuhen, erläuterte Joachim Hader während der angeregten Fragenrunde im Anschluss an den Vortrag.

 

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