Nie ohne Skizzenblock unterwegs

Ausstellung in der Stadt- und Schulbücherei mit Zeichnungen, Skizzen und Keramiken des 92-jährigen Grafikers Benno Splieth

„Mein Leben war ein Zeichenstift!“ Der frühere Chef der Werbeabteilung der Firma Loos Benno Splieth  hatte auf seinen Lebensstationen und bei seinen Reisen waren Skizzenblock und Stifte immer mit  dabei. Die Stadt- und Schulbücherei zeigt bis zum 20. Juni Zeichnungen, Skizzen und Keramiken des 92-Jährigen Künstlers  und ehrt damit einen bis heute unermüdlichen Zeichner und Chronisten.

Benno Splieth stammt aus einer ostpreußischen Künstlerfamilie. Sowohl sein Vater Heinrich, als auch sein Vater, der ebenfalls Benno hieß, waren renommierte Bildhauer. In der ostpreußischen Heimat hatte sich der Vater einen Namen als Schöpfer von Tierskulpturen und Vorlagen für Keramiken gemacht.

Dass der Junior in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten würde, war schon im Alter von zwei Jahren klar, als die zeichnerische „Karriere“ begann. 1941 wurde Benno Splieth mit einem Notabitur von der Schule entlassen und sofort zur Wehrmacht eingezogen. Als Panzerfahrer nahm er am Russlandfeldzug teil. Die Schrecken des Krieges haben den Künstler auch später beschäftigt und als Dokumente dieser Lebensphase sind in der Ausstellung die Bilder „Luftkrieg“ und eine Zeichnung zu sehen, auf der Soldaten einen Kameraden zu Grabe tragen.

Nach dem Krieg studierte Benno Splieth vier Semester an der Hochschule für Gestaltung in Düsseldorf, wechselte dann zur Hochschule für Gestaltung in Offenbach/Main, wo er auch seine spätere Frau kennenlernte.  Bei einer Ausstellung der Hochschule fielen dem Chef einer Marburger Werbeagentur Splieths  Plakatentwürfe auf und schon vor Abschluss des Studiums wurde die erste Anstellung vereinbart.

Spätere Stationen waren eine freiberufliche Tätigkeit in Iserlohn,  die Maschinenbaufabrik  Waldrich in Siegen, die damals Dieselmotoren hergestellt hat, und die Henschel-Werke in Kassel. Auf einer Messe traf Splieth den Kesselbaufabrikchef Carlo Loos. Dieser war vom Messestand und den Entwürfen Splieths so begeistert, dass er ihn von Henschel  abwarb.

So kam Benno Splieth nach Gunzenhausen und war 28 Jahre lang als Werbechef bei der Firma Loos beschäftigt. Der Grafiker erinnert sich heute noch gerne an die gute Beziehung zum Firmeninhaber: „Carlo Loos hat mich gefördert. Ich hatte ein glückliches Leben hier!“  

Lange Jahre lebte die Familie mit den drei Kindern in Windsfeld. Doch stets waren auch die Reisen wichtig für Benno Splieth. Sein Statement „Ich bin ein Europäer“ kommt nicht von ungefähr, spricht er doch mehrere Fremdsprachen und  für ihn sind seine Skizzenbücher, in denen er Landschaften, aber vor allem Menschen und Begegnungen dokumentarisch festhält, wie für andere Menschen Fotoalben.

Für die Ausstellung in der Bücherei wurden insbesondere Porträts ausgewählt. Doch gibt es auch Lokales wie die Ansicht des Gunzenhäuser Marktplatzes während eines belebten Wochenmarktes zu sehen.

Typen und Typisches, Zeichnen und Karikieren – Benno Splieth war stets darauf bedacht, seine Sicht auf Menschen – und auch auf die Tierwelt – unverstellt wiederzugeben.  Gerne fügt er an seine Porträts und Selbstporträts einen kritischen Kommentar an. Und auch die Zeichnungen selbst können als zuweilen humorvolle, oft ironische Stellungsnahmen gelten.  Selbst das eigene Älterwerden hat  der Künstler sich zeichnerisch vor Augen geführt. Und das Faszinierendste:  Auch mit 92 Jahren hat er den Zeichenstift noch nicht zur Seite gelegt.

Benno Splieth lebt heute im Burkhardt-von-Seckendorff-Heim.  Ein Teil der Bilder ist im Anschluss (ab  28. Juni) im Burkhardt von Seckdendorff-Heim zu sehen, denn ab dem Sommerfest  bis Anfang Dezember werden  dort Ölbilder  von Werner Löschel und Zeichnungen von Benno Splieth ausgestellt. 

 

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