"Ärzte schnuppern Landluft" zeigt erste Erfolge

Der Ärztemangel auf dem Lande wird zunehmend zum Problem. Viele junge Ärzte können sich nicht vorstellen, nach dem Studium eine Landarztpraxis zu übernehmen und auf dem Land zu leben. „Die Arbeit in den Praxen der Allgemeinärzte in der Großstadt ist eine ganz Andere als die bei Allgemeinärzten auf dem Land“, sagt Katharina Wittmann, Studentin im Praktischen Jahr, die im Sommer ihr Studium abschließen wird. 

Vor einigen Jahren hat die Uni Erlangen Lehrpraxen für kurz vor dem Examen stehende Medizinstudenten gesucht“, sagt Dr. Marc Metzmacher, Allgemeinarzt in Gunzenhausen. Er wollte den Studenten diese Möglichkeit gerne bieten, auch mit dem Hintergrund, den jungen Ärzten die Vorteile der Arbeit und des Lebens als Landarzt zu zeigen. Ein Problem war allerdings die Unterkunft der Studenten. Wer in Erlangen eine Studentenbude zu zahlen hat, kann sich in der Regel keine weitere Wohnung an anderer Stelle leisten. So ging Dr. Metzmacher auf Bürgermeister Karl-Heinz Fitz zu, der ein kleines städtisches Appartement in fußläufiger Entfernung zum Bahnhof und zur Praxis zur Verfügung stellte. Dr. Metzmacher möblierte die Wohnung und kurze Zeit später zog der erste Student ein. In der Zwischenzeit durchliefen 17 Studenten ihre Praktikumszeiten in der Praxis von Dr. Metzmacher. 

Sebastian Landgraf, derzeit Weiterbildungsassistent, ist bereits zum dritten Mal in der Praxis in der Schillerstraße. Eigentlich wollte er Chirurg werden. Nach den ersten beiden Praktika war klar: „Ich gehe aufs Land“. Sein erstes Praktikum hatte er noch gemacht, weil es einen Zwang gibt, ein Praktikum in einer Allgemeinarztpraxis zu machen. Das habe ihm unerwartet gut gefallen und er habe seine Meinung geändert. Außerdem war die Wohnung super. Ohne diese wäre das Praktikum in Gunzenhausen nicht möglich gewesen. Er schätze auch den Freizeitwert, der sehr viel höher sei als in der Stadt. 

Katharina Wittmann kommt vom Land und ihr Ziel war es schon immer, Allgemeinärztin auf dem Land zu werden. Sie wollte unbedingt in die Praxis von Dr. Metzmacher, weil sie wusste, dass man da viel lernen kann. Sie sieht ihr Praktikum als sehr wertvoll an. Auch sie hätte sich das Praktikum ohne die Wohnung nicht leisten können. 

Die Landarztpraxen Dr. Metzmacher aus Gunzenhausen, Dr. Schaaf aus Absberg und Dres. Sitter aus Bechhofen haben sich mittlerweile im Verein „Ärzte schnuppern Landluft“ zusammengeschlossen, um „ihre“ jeweiligen Studenten zu unterstützen und ihnen neben der ärztlichen Aus- und Weiterbildung ein adäquates Freizeitprogramm zu bieten. Inzwischen sind es acht Artzpraxen, die auf diese Weise zusammen arbeiten. So gibt es in den Semesterferien immer mittwochs ein besonders Programm: Sei es die Besichtigung des unterirdischen Hilfskrankenhauses, des Schlosses in Ansbach, des Hubschrauberlandeplatzes am Reutberg, ein Theaterbesuch u.v.m. 

Die Praxen genießen unter den Studenten einen guten Ruf. Die von der Stadt zur Verfügung gestellte Wohnung ist gut ausgelastet. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz war es wichtig, rechtzeitig etwas gegen den Ärztemangel zu tun, da einige Ärzte in Gunzenhausen und Umgebung in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden. „Die Stadt will ihren Beitrag leisten“, so Fitz. Es gehe darum, ein Bewusstsein für den ländlichen Raum zu schaffen. 

Laut Dr. Metzmacher werden inzwischen die Studenten an andere Ärzte weiter gegeben, da er nur einen Studenten pro Quartal nehmen kann. „Die Allgemeinmedizin auf dem Land ist wesentlich anspruchsvoller und interessanter als ihr Ruf“, so Metzmacher. In der Stadt schicken die Allgemeinärzte ihre Patienten häufig sehr viel schneller in Facharztpraxen, weill alle zur Verfügung stehen. Das läuft in Praxen auf dem Land koordinierter ab. 

Von den Patienten werden die jungen Kollegen sehr gut angenommen“, so Dr. Metzmacher. Nach seiner Meinung ist hier langfristiges Denken nötig. In Gunzenhausen sei es ein Verdienst der Stadt, dass das Projekt mit einem übersichtlichen Aufwand gut funktioniert.

 

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